Ich bin immer unterwegs, immer noch in Richtung heimwarts / Such das Gleichgewicht und warte, dass die Ruhe einkehrt
Und ich lege die Klamotten ab, denk, dass ich hier wohn' / Bin doch uberall zu Hause, irgendwie dann nirgendwo
Ich nehme Sack und Pack und ich packe wieder meine Koffer / Ich seh den Laster vorfahren, denke, dass das viel zu oft war
Dennoch denk ich ab und an: Ich wurde mich sonst langweilen / Immer unterwegs in fremden Stadten als n Landei
und schwank dabei immer zwischen Paradies und Holle / In Bramsche, in Saarbrucken, fahre nach Paris ins Zwolfte
Finde immer Wege aus der Freudlosigkeit / Denk: Ich bin bald wo ich hingehor, ich traum bloss, ich weiß
Ich hor "wir sind jetzt angekommen", den Unfug hor ich an / Denn ich rufe dann am nachsten Tag den Umzugsservice an
Seh Teile gehen zu Bruch nur in nem Bruchteil des Lebens / Alles andert sich als war nichts spruchreif gewesen
Ich kuck, weil ich gehe absolut distanziert / und ich sehe, wie der Kopf ne Stadt Absurdistans wird
Empor kommen Gedanken mit Vulgarisch als Muttersprache / Ich halt Erinnerungen frisch in Tupperware
Eins kommt nach dem andern bis ich dann das Ende erreich / Vielleicht schon morgen oder ist es so: Am Ende gibt's keins?
Frag mich: Gibt es da nicht mehr? So wie Seba der Front / Denn ich dachte der Preis ist heiß, aber es war dann der Zonk
Ich komme aus der Kuche von dem Eisfach mit Jagermeister / Und ich denke: Wenn ich eins von Mick Jagger weiss, dann
dass man Ruby Tuesday trotz der Scheisse lieben kann / und vielleicht dass man das was man will nicht immer kriegen kann
Wenn du's ausprobierst, kommt was du brauchst dann zu dir / Es wieder an der Zeit, es wird das Haus renoviert
Ich mal es an mit Beats, hier kommt die Farbe von Riebold / Die Warme kommt aus Raps und von nem Stapel Kaminholz
Um es zu verbessern, bleibt nur weiterzuziehen / Und den Teufel unten halten, sagt The Wire, das Theme
Sei's verziehen, dass uns Rap seit langen Zeiten erzieht / Dass das Geld um uns regiert ist was man weiß schon seit C.R.E.A.M.
Ich beleg mein neues Zimmer, nicht mit Wurst oder Kase / Schon seit Jahren hin und her, ich ziehe durch diese Gegend
Unverandert, auch wenn ich den Schrank mit neuen Kleidern full / bleibt: Ich komme nicht zu Ruh, auch weil ich immer weiter will
Es bricht wieder n Jahr an, ich bin wieder wohnungssuchend / Zeit, aus Potential zu schopfen und ich hab ne große Zukunft
Wenn ich meinen Frieden hab, bin ich ortsungebunden / Darin hab ich immer Herausforderungen gefunden
Erreiche so wie alle nie das Ende von der Fahnenstange / Stelle meine Spinnereien erst mal in die Warteschlange
Denn hier ist Wirklichkeit und Baustopp fürs Traumschloss / Ich klau's, Hoffnung gibt es nicht erwerblich in nem Kaufhaus
Ich stehe nicht auf falsch weil ich hier noch aufrichtig bin / und so n Gewohnheitstier, n klein bisschen autistisch bin
So denke ich mir auch: "Ups, falscher Planet" / Wie: Der kleine Prinz hat uberlebt, ist hier noch unterwegs
Prolific Mexico City rapper SPEAK ponders the self-isolated age on a booming EP, recorded live in his kitchen during quarantine. Bandcamp New & Notable Jun 24, 2020